Straßenspieler haben auch heute noch selten ein glückliches Schicksal. Vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Sänger und Akrobaten für Geld arbeiteten. Keiner von ihnen konnte auch nur von der großen Bühne träumen.
Unsere Heldin wurde auf den Kopfsteinpflasterstraßen des Pariser Stadtteils Belleville geboren. Ein starker Frost im Dezember und eine Mutter, die ihr Baby zurückgelassen hat, hätten zu unangenehmen Folgen führen können. Das Neugeborene wurde jedoch durch einen durchdringenden Schrei am Erstarren gehindert.
Ein Polizist fand das Kind von Annette Maillard und ermittelte ihre Angehörigen. Der Erste Weltkrieg war im Gange. Der Vater des Kindes war an die Front gegangen. Die einzige Hoffnung war eine Großmutter mütterlicherseits.
Die Betreuungsperson war nicht sehr bereit, sich um das Kind zu kümmern. Sie kümmerte sich nicht um das Baby und schüttete oft verdünnten Wein in die Saugflasche. Ein schlafendes Baby wäre nicht in der Lage, ihre Nerven zu beruhigen.
Als der Krieg zu Ende war, nahm der Vater sein Kind mit. Er gab das Mädchen in die Obhut ihrer Mutter, die eine liebevolle und fürsorgliche Frau war. Der zukünftige Star wurde ordentlich gewaschen. Sie hungerte nicht mehr, sondern lebte - ironischerweise - in einem Bordellgebäude.
Es stellte sich bald heraus, dass das Mädchen blind war. Die Entwicklung des Grauen Stars hat dazu beigetragen. Großmutter Louise war sehr gläubig und betete jeden Tag für die Heilung ihrer Enkelin. Die Frau lehnte das Geld nicht ab und schickte das Mädchen zur Behandlung. Ein Wunder ist geschehen! Das arme kleine Mädchen erlangte ihr Augenlicht wiede
Das bedeutete, dass unsere Heldin zur Schule gehen konnte. Doch dort wartete ein weiterer Schlag auf sie. Ihre Altersgenossen wollten nicht in ihrer Gesellschaft sein, weil sie in einem Bordell lebte. Die Neunjährige beschloss, bei ihrem Vater zu leben.
Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit akrobatischen Kunststücken auf den Straßen von Paris. Damals entdeckte man, dass der Kleine ein Talent zum Singen hatte. Die Passanten waren nicht geldgierig, als sie die pathetischen Lieder des kleinen Künstlers in Lumpen hörten.
Fünf Jahre später trat das Mädchen bereits solo auf. Ihre Stimme war außergewöhnlich, während sie gewöhnlich aussah. Niemand hatte dem Teenager beigebracht, wie man eine Dame ist. Sie konnte keinen Lippenstift auftragen, war zu dünn und zu kränklich. Der Besitzer des Pariser Kabaretts Juan-les-Pins geht jedoch ein Risiko ein und beschließt, unsere Heldin auf der Bühne auftreten zu lassen. Damit war ein Stern geboren.
Sobald das Mädchen den Mund öffnete, erstarrten die Zuschauer vor Erstaunen. Edith nahm den Spitznamen "Piaf" an, was "Spatz" bedeutet.
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